Sonntag, 15. März 2009

Was für einen Sinn hat es bitteschön ...

... Gefühle zu zeigen.
Oder eigentlich gar nicht "Gefühle zu zeigen" denn das finde ich dann doch gut und notwendig im Sinne von "Authentisch sein"!

Aber mir stellt sich im Moment die Frage, was der Vorteil davon ist, Gefühle überhaupt zuzulassen. Weil dann brauch ich auch keine zu zeigen, und bin trotzdem authentisch - macht das Leben irgendwie ... einfacher, oder?

Nein, es geht da nicht um Gefühle wie Freude, Zufriedenheit und so :) Sondern um Schmerz und Trauer und den ganzen Schmus!
Bringt ja ÜBERHAUPT NIX - oder doch?
Klaudienchen - 15. Mär, 12:37

Gute Frage...
Ich überlege auch gerade Buddistin zu werden, um zu lernen mich nicht mehr um den ganzen negativen Gefühlkram zu sorgen kümmern ;)...

Scampi - 16. Mär, 15:23

pff - mach das nicht, buddist zu sein hört sich für unsere "westlichen" ohren vielleicht toll an ... aber bei weitem nicht alles, was da aus dem fernen osten mit der esoterik-welle zu uns geschwappt kommt ist auch so gut wie es aussieht :)
Die Suchende (Gast) - 15. Mär, 14:06

Gefühle? Ja, wozu eigentlich...

Mein bester Freund hat mir um die Neujahrszeit die Augen geöffnet... mir gings damals echt schlecht, weil ich nicht wußte, wie meine Beziehung weiter geht... ich merkte es aber nicht, weil ich meine Gefühle komplett wegschalten konnte.

Gefühle - welcher Art auch immer - hab ich nicht zugelassen, um nicht verletzt zu werden. Mein Freund sagte dann: "Du funktionnierst ja nur. Du lebst aber nicht mehr!" Es hat ihn ein zweistündiges Telefonat gekostet, mir das klar zu machen. Danke Marc!

Funktionieren darf man im Job, aber nicht im Privatleben. Das unterscheidet uns von Robotern. Das unterscheidet uns auch von Tieren. Gefühle zu zeigen macht das Menschein aus.

Jetzt lasse ich Gefühle zu und werde auch zeitweise sehr verletzt. Aber ich lebe wieder. Die Tage gehen nicht sinnlos vorbei und ich warte nicht mehr auf die Jahre die noch kommen, sondern Freue mich am HIER UND JETZT.

Glaub mir, ich weiß genau, wie es ist, Gefühle weg zu schalten. Das funktionniert auch, sogar seeeeeehhhhr gut!
Aber: Zu LEBEN ist das ganze Leiden echt wert!

Scampi - 16. Mär, 15:24

Also du meinst, wenn ich deinen letzen Satz heranziehe, ohne Leid gibt es kein "ganzes" Leben?
Die Suchende (Gast) - 16. Mär, 20:40

ja, das meine ich...

Das hab ich eh schon mal geschrieben... wenn es einem immer gut geht, dann weiß man irgendwann nichts mehr damit anzufangen.

Durch das Leid - auch wenn es schlimm klingt - lernt man eines ganz besonders zu schätzen:
die gute Zeit, in der es einfach nur schön ist, auf der Welt zu sein, mit Freunden und Familie zusammen zu sein, und das ganze Lebensglück zu genießen.

Leid ist nicht schön - aber notwendig um ein vollständiger Mensch zu sein.
nachtvogel (Gast) - 16. Mär, 00:20

schmerz und trauer zu unterdrücken ist so ziemlich das schlechteste, was man seiner seele antun kann, das hat ziemlich üble nachwirkungen.. außerdem sind es doch gerade die schwächen, die einen menschen menschlich und liebenswert machen. wer mag schon einen ewig fröhlichen roboter.
"funktionieren" (wie schon vorhin jemand gesagt hat) können wir doch alle, aber wie wenige können noch wirklich zeigen was sie fühlen?
ich gebs zu, ich tu mir manchmal selber richtig schwer damit. aber schwere aufgaben sind herausforderungen, und herausforderungen machen das leben interessanter. go for it.

Scampi - 16. Mär, 15:28

Naja, dass das "üble Nachwirkungen" für die Seele hat, hört man ja immer wieder, stimmt. Aber es geht ja nicht darum, alles zu unterdrücken. Es geht einfach darum, dass ich nicht (mehr) daran interessiert bin, irgend welche Gefühle heraufzubeschwören, nur weil es anscheinend "dazu gehört" ...

Als ich meinen Unfall hatte, erwarteten alle, dass ich weiß Gott wie traurig oder so wäre ... WAR ICH ABER NICHT...
Hab ich das unterdrückt? Weiß nicht - vielleicht. War auf jeden Fall einfacher so. In manchen Nächten hab ich mir echt die Frage gestellt: "Bin ich noch normal, dass ich nicht heul wie ein Schlosshündchen?" Weil - Scheiße ist das ganze schon, klar.
Aber unterm Strich denke ich mir im Nachhinein: War vieeeeel besser so - OK, vielleicht hab ich in der Zeit der Reha und so "funktioniert wie ein Roboter" - war aber durchaus positiv, denn nur so konnte ich mein Ziel erreichen - so schnell wie möglich raus aus Klinik, Reha und Co und wieder "zurück" in mein Leben :)

... Hm, also was mach ich, wenn Trauer oder Schmerz einfach nicht da sind? Sie "künstlich" herauf beschwören? Oder einfach froh sein, und das Leben genießen :o)
Die Suchende (Gast) - 16. Mär, 20:43

... nein, nicht heraufbeschwören

... das ist nicht echt... sei einfach du selbst. Wir habens auch so nicht leicht, wir brauchen nichts "herauf beschwören". Es geht nur darum, zumindest MANCHMAL, Gefühle zuzulassen, die eben da sind.
Gedankengänge (Gast) - 17. Mär, 21:35

Eine sehr gute Frage...

...die du da stellst und vermutlich gibt es darauf keine alleingültige Antwort. Aber vielleicht hilft eine kleine Anekdote aus meinem Leben, welche sowohl positive als auch negative Aspekte aufzeigt.

Den eigenen Gefühlen Raum zu geben und anderen Menschen zu vertrauen ist kein leichter Schritt, weil es immer die Gefahr mit sich bringt von anderen Menschen verletzt zu werden.

Nach über einem Jahr Geheimtuerei und Lügerei in meinem Leben, fasste ich im Herbst erstmals meinen ganzen Mut zusammen, um meinen eigenen Gefühlen im engeren Freundeskreis freien Raum zu geben und diese zu äußern. Ich teilte ihnen mit wie beschissen es mir wirklich ging und stand zugleich mein persönliches Versagen ein.

Leider bestätigten sich sehr schnell meine Befürchtungen: Zuerst warf wir einer meiner besten Freunde vor, ihm gewisse Teile meines Lebens und meiner Gefühle so lange verheimlicht zu haben. Ein paar Tage später warf mir eine andere Person vor (dessen bester Freund ich über ein Jahr lang war) meine Gefühle diesem anderen Freund gegenüber geäußert zu haben. Innerhalb weniger Wochen brachen beide Freunde den Kontakt zu mir ab und ich stürzte in meine schwerste Lebenskrise mit mehreren Selbstmordversuchen, Bulimie und Magersucht.

War es falsch gewesen meine Gefühle zu äußern? War es falsch die Wahrheit im engen Freundeskreis ans Licht zu bringen? Auf dem ersten Blick erschien es mir so... Doch zum Glück ist die Geschichte noch nicht zu Ende: Denn die meisten Reaktionen im Freundeskreis waren äußerst ermutigend und es entwickelten sich wesentlich tiefere Freundschaften als jene zwei die ich verlor.

Natürlich wünsche ich mir, dass diese zwei kaputten Freundschaften eines Tages wiederhergestellt werden können: Aber nicht um jeden Preis: Denn erstmals fühle ich mich so richtig frei, weil ich meine Gefühle und Vergangenheit nicht mehr verstecken muss. Ich bin ein freier Mensch und kann selbst entscheiden wem und wann ich meine Gefühle äußere, solange ich keinen Menschen dadurch schade oder schlecht mache.

Ob ich es nun weiterempfehlen kann ehrlich zu sein und seine Gefühle im engeren Freundeskreis zu äußern? Macht es einen Sinn? Die Antwort ist ein eindeutiges JA! Wenn es gute Freunde von dir sind, werden sie dir für deine Offenheit und Ehrlichkeit danken... Ach-ja, und der positive Nebeneffekt ist: Wer seine Gefühle anderen Menschen gegenüber zeigt, dem zeigt man auch gerne seine eigenen Gefühle und es entstehen wesentlich tiefergehende Gespräche. Und trotzdem: bei alledem achte immer darauf, dass du keinen anderen Menschen damit schadest und wenn die Gefahr besteht, dann lass diesem Menschen zu liebe besser sein.

Und zum Schluss: Danke an allen Freunden die mir in dieser schwierigen Zeit geholfen haben zu dieser Erkenntnis zu gelangen – egal ob es nun meine positive oder negative Lebenserfahrung betrifft... Und euch allen: Viel Erfolg wenn ihr lernt eure Gefühle zu zeigen und lasst euch durch Rückschläge bloß nicht abschrecken! ;o)

never (Gast) - 21. Mär, 14:08

Warum gefuehle zeigen?

Ich denke vor dem Gefuehle zeigen gehoert das Gefuehle zulassen. Jeder Mensch hat Gefuehle … auch du Roman. Gefuehle koennen sich gut anfuehlen … gefuehle koennen sich auch unangenehm anfuehlen.

Prof. Dr. Heiner Hastedt von der Universität Ulm schlaegt vor:
Gefühle als Oberbegriff für die ganze Vielfalt der Gefühlsausdrücke zu benutzen und bildet dabei die folgenden acht Untergruppen:
Leidenschaften
Emotionen
Stimmungen
Empfindungen
sinnliche Wahrnehmungen
Wünsche
erkennende Gefühle
Gefühlstugenden
Gefühle sind in unserem subjektiven Erleben etwas, das uns die Welt innen und außen als besonders empfinden lässt. Auch wenn jede Person die Fähigkeit hat, das Besondere durch das Gefühl zu erschließen, bleibt es etwas Besonderes.
Das Anliegen, im Einklang mit den eigenen Gefühlen zu leben, die eigenen Gefühle überhaupt zu kennen, gehört zu einer Aufgabe der reflektierenden Vernunft. Daher kann es vernünftig sein, nicht dem Verstand, sondern einem Gefühl zu folgen. Vernunft und Gefühl stehen damit in keinem Gegensatz; denn die Vernunft kann sich in ihrem Urteil auf die Seite der Gefühle stellen.

Also, es gibt keinen Menschen ohne Gefuehle … es gibt hoechstens Menschen die ihre Gefuehle nicht benennen koennen (mir geht es manchmal so). Wie schon einige geschrieben haben … ich formuliere es neu: Gefuehle machen unser Menschsein aus.

Ich denke es ist gut und wichtig erst mal seine Gefuehle zu kennen. Wenn ich weiss was ich fuehle, weiss ich wer ich bin. Wenn ich mich meinen Gefuehlen stelle – sie benenne – hat das Auswirkungen auf mein Leben. Warum? Meine (deine) Gefuehle beeinflussen dich bewusst oder unbewusst. Wenn du deine Gefuehle nicht kennst, werden sie dich mehr unbewusst beeinflussen … das heisst, du weißt oft gar nicht warum du so oder so reagierst und handelst. Letztendlich wirst du von deinen Gefuehlen regiert und merkst es gar nicht, weil du diese ja leugnest.

Soviel mal

Never

PS: Ich bin GOTT uebrigens dankbar, dass ER uns MIT gefuehlen ausgestattet hat … macht das leben doch viel farbenfroher!!

Life goes on ...

and on ... and on ...

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